Mittwoch, 18. November 2020

ZWEI WELTEN - von Christina Schumacher


„Es regt mich sehr auf, wie gleichgültig die meisten Menschen sind! Wie sie zufrieden am Sonntag an der Aare grillen, zig Familien zusammen, alles tiptop, nur das Maske tragen ist halt schon lästig... und daneben arbeitet sich die Pflege krank, ohne dass es irgendjemanden interessiert“, schrieb mir eine Freundin gestern Abend. Notabene am Ende eines sechs Tage Arbeitsblocks. Heute hat sie einen Tag frei. Und sitzt seit acht Uhr am Telefon, um Personal zu finden, das einspringt für Kolleginnen*, die selbst krank oder in Quarantäne sind. 

Eine andere Kollegin arbeitet auf einer Intensivstation mit normalerweise zehn Betten. Aktuell werden nun zwölf betrieben, in elf davon liegen Patienten mit COVID-19, demnächst werden es wohl fünfzehn Betten oder mehr sein. Das sind diese nicht zertifizierten IPS Betten, von denen in den Medien zu hören ist. Während in Nicht-Pandemie-Zeiten eine Expertin Intensivpflege für 1-2 Patienten zuständig ist, sind es nun plötzlich 4-6. „Aus der Intensivstation wurde eine Improvisationsstation.“ Dazu kommt, dass die IPS Pflegende das Personal, das ihr aus allen möglichen Bereichen des Spitals zur Seite gestellt wird, nicht kennt und nicht weiss, wer was kann, was man ihnen zutrauen und zumuten kann.

 

COVID-19 Patienten werden auf einer Intensivstation regelmässig in Bauchlage umgelagert. Dies, damit die Lunge besser belüftet werden kann.Dieses Manöver ist sehr riskant, da diese Patienten sehr viele Zu- und Ableitungen haben und die Gefahr besteht, dass etwas herausrutscht, -fällt oder -gezogen wird. Wenn dieses "Etwas" der Beatmungsschlauch ist, kann das tödlich enden. Deswegen erfordert dieses Umlagern normalerweise eine Kaderärztin, eine Assistenzärztin, zwei Expertinnen Intensivpflege und eine Pflegefachfrau in Weiterbildung zur Expertin IPS. Gestern stand die Kollegin dafür plötzlich alleine mit einem Anästhesiepfleger, einem Lagerungspfleger aus dem OP und einer technischen Operationsassistentin da. Alle ausser ihr selbst hatten die Umlagerung eines Intensivpatienten in Bauchlage weder je gesehen, noch geschweige denn dabei geholfen. „Verantwortung, Kommandos, Erklären, Anleiten, Überwachen,... alles lag bei mir.“

 

Ihr Bericht ging weiter. Seitenlang. Darüber, wie sie den Patientinnen und Patienten nicht die Pflege angedeihen lassen kann, die diese eigentlich benötigen würden. Weil die Zeit fehlt. Und das Fachpersonal. Gerne erzählen wir in einem nächsten Blogtext davon. Aber heute und hier nur noch so viel: Als die Kollegin nach einer langen und zermürbenden Schicht nach Hause kam, traf sie ihren Nachbarn. Er war sehr aufgebracht. Die Spiele seines Lieblingsvereins fallen aus. „Das kann es doch nicht sein, dass dieses Virus uns so das Leben versaut!“


*Personenbezeichnungen gelten immer für alle Geschlechter.


2 Kommentare:

  1. Liebe Pflegefachkräfte, Ihr seid super! Danke für euren unermüdlichen Einsatz in dieser schwierigen Zeit. Ein Hoch auf euch! Alles Liebe Xxx

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