«Die Pflegenden jammern nur!» Dieser Vorwurf trifft
mich jedes Mal wie ein Peitschenhieb. Ich zucke innerlich zusammen. Ich will
doch nicht jammern. Mehr als einmal habe ich mich gefragt, soll ich dies oder
jenes schreiben, oder wird es dann als jammern wahrgenommen? Und gerade jetzt
frage ich mich, warum ist jammern so verpönt?
Ich denke es liegt zum einen daran, weil es nicht
angenehm ist, zu hören, dass es jemandem, in diesem Fall einer gesamten
Berufsgruppe schlecht geht und sie kurz vor dem Zusammenbruch steht. Wir haben
es lieber, wenn die «Happy – Life» - Momente geteilt werden. Und gerade von
Pflegenden wird erwartet, dass sie ihren Beruf als Bestimmung und Erfüllung
erleben. Da stört es ungemein, wenn diese gerade jetzt die Schatten dieses
lichtvollen Berufes an die Öffentlichkeit zerren.
Und wenn wir es genau betrachten, wenn wir diesen
Stimmen, die immer lauter werden zuhören, müssen wir feststellen: Was gerade im
Gesundheitswesen geschieht ist ein Skandal und eine Katastrophe. Wenn wir
wirklich hinsehen, stellen wir fest, dass in den letzten Jahren so viel
schiefgelaufen ist, dass Menschen in Lebensgefahr bald nicht mehr rechtzeitig
gerettet werden können. Was gerade jetzt im Gesundheitswesen geschieht, ist ein
Tanz mit dem Feuer. Das zu realisieren macht Angst. Dann lieber die
Killerphrase: «Euer jammern, nervt», benutzen und zurück in die Comfort – Zone,
des nicht wissen wollens.
Ein Kommentar, ging noch weiter. «Heul leise!»,
meinte dieser. Tut mir leid, diesen Gefallen kann ich ihm nicht tun. Wir
Pflegenden haben nämlich schon viel zu lange leise vor uns hin gelitten. Und
was hat es uns gebracht? Jedes Jahr erneute Sparmassnahmen auf unserem Rücken,
Politikerinnen und Politiker, sowie weite Teile der Gesellschaft, die keinen
blassen Schimmer haben, was Pflegende tun. Schweigen und leise sein, ist
einfach keine Option mehr.
Als Pflegende übernehme ich die Verantwortung für
Menschen, deren Leben und deren Unversehrtheit bedroht ist. Wenn ich diese
Verantwortung nicht mehr tragen kann, ist es meine Pflicht, dies zu äussern.
Und genau das tue ich und glücklicherweise immer mehr meiner Kolleginnen und
Kollegen.
Ich sage, wie es ist, weil ich will, dass diese
Realität endlich zum Thema wird. In der Politik und der Gesellschaft. Denn erst
dann, werden wir auch in der Lage sein, sinnvolle Lösungen zu finden.
Und wenn wir diese Lösungen umgesetzt haben, werde
ich endlich das tun können, was ich schon immer wollte: Den schönsten Beruf der
Welt ausüben.
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