Es darf und muss auch einmal gesagt werden: Wir Pflegenden erleben gerade in der aktuellen Situation mit der COVID-19 Pandemie sehr viel Solidarität in der Bevölkerung. So viele Personen, die uns tatsächlich zuhören, unsere Beiträge kommentieren und teilen und innerhalb ihrer Möglichkeiten wirklich alles für uns tun. Ihr seid grossartig. Ihr haltet uns aufrecht. Danke Euch!
Es sind dies alles „normale“ Leute, wie du und ich. Die Bürger*innen dieses Landes. Damit sich aber etwas ändert – jetzt konkret, aber auch ganz grundsätzlich – braucht es hingegen die Politik. Von dort hören wir im besten Fall ein ohrenbetäubendes Schweigen, im schlimmsten Fall werden unsere Anliegen klein geredet, negiert und verhöhnt. Tatsächlich müssten die Politikerinnen und Politiker dieses Landes hinstehen und zugeben, dass man das Problem mit dem Fachkräftemangel in der Pflege in den letzten zehn oder zwanzig Jahren schlicht verschlafen hat. Man müsste das eigene Versagen eingestehen. Dass Politiker dies nicht gerne machen, ist uns klar.
Man muss sich das einmal vorstellen. Noch nicht einmal in der aktuellen Situation, in der wohl jeder und jede irgendwie mitbekommen hat, dass es mit den Pflegefachpersonen ein Problem gibt und Betten alleine keinem einzigen Patienten, keiner einzigen Patientin irgendwie helfen können, ist immer noch mehr als die Hälfte des Ständerates gegen den – miserablen – indirekten Gegenvorschlag zur Pflegeinitiative. Kurz zur Erklärung, was die am 29. November 2017 mit 120‘000 Unterschriften vom SBK eingereichte Pflegeinitiative fordert:
1. Wir fordern eine massive Ausbildungsoffensive! Dass die Schweiz nicht einmal die Hälfte des benötigten Pflegefachpersonals ausbildet, ist ein Armutszeugnis. Die Auslandsabhängigkeit ist gefährlich und ethisch nicht vertretbar.
2. Wir fordern, dass die Autonomie der Pflege endlich anerkannt wird! Die Pflege ist gesetzlich immer noch als medizinischer Hilfsberuf eingestuft. Pflegefachpersonen sind jedoch hochkompetente Gesundheitsfachpersonen, die dank ihrer Ausbildung wesentlich dazu beitragen, dass unser Gesundheitssystem für alle Herausforderungen gerüstet ist.
3. Wir fordern mehr Zeit für Pflege! Unsere Berufsleute pflegen Menschen. Wir fordern ein Ende der Pflege "à la minute". Nicht das Geld, sondern die Patientinnen und Patienten müssen im Mittelpunkt stehen. Wir fordern deshalb dem Pflegebedarf angepasste Personalschlüssel.
4. Wir fordern bessere Arbeitsbedingungen, und zwar jetzt! Die Arbeitsbedingungen müssen so gestaltet werden, dass mehr Menschen den Pflegeberuf ergreifen, ihre Laufbahn darin planen und so ein Berufsleben lang gesund und motiviert in der Pflege arbeiten können.
Die Initiative wurde vom Bundesrat ohne einen Gegenvorschlag abgelehnt..... Die nationalrätliche Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit entwarf einen indirekten Gegenvorschlag, der nur noch zwei unserer vier Forderungen enthält. Mager genug. Aber selbst diese Version findet in unseren Räten keine Mehrheiten.
Das ist die Währung über die wir hier sprechen, wenn es ums Thema «Aufwertung der Pflegeberufe» geht. Keiner spricht über bessere Arbeitsbedingungen, mehr Personal auf den Schichten, eine Verbesserung der Pflegequalität oder höhere Löhne. Die Politik kann sich noch nicht einmal dazu durchringen, die Kantone zu verpflichten, mehr Pflegende auszubilden und dass Pflegende Leistungen aus ihrem Fachgebiet direkt mit den Krankenkassen abrechnen können. (Welche Lobby da wohl dahinter steckt?).
Und damit kommen wir zum Punkt des heutigen Beitrages: Wir haben sehr gut gehört, wer gegen uns ist. Sie sind laut, sie sind klar, sie sind überall. Wir würden nun gerne einmal hören, wer für uns ist. Nicht in irgendwelchen abgespeckten Formen. Nicht mit einem «Ja, aber…». Welche Politikerinnen und Politiker in der Schweiz stehen mit uns für die Forderungen der Pflegeinitiative? Melden Sie sich! Wir sind sehr an Ihnen interessiert.